Wahre Liebe, Schicksal und das Mädchen mit dem furchtbar schiefen Schneidezahn

Rückschau

Ich bin vor kurzem 60 Jahre alt geworden und das ist ein Zeitpunkt, an dem man schon einmal etwas häufiger auf sein Leben zurückblickt und zu den entscheidenden Aspekten in meinem Leben gehört nun mal der Umstand, dass das mit den Frauen nicht wirklich gut gelaufen ist, denn es verhält sich so, dass ich bedauerlicherweise keine eigene Familie habe, das heißt, dass ich keine Kinder habe und seit einigen Jahren allein lebe. Dabei ist es so, dass einer meiner sehnlichsten Wünsche für mein Leben schon immer eine eigene Familie gewesen war, eine Vorstellung, die sich nun geradezu mit Siebenmeilenstiefeln aus dem Kreis des in diesem Leben noch Machbaren entfernt. Und natürlich frage ich mich, ob das denn so hatte kommen müssen?
Genau genommen verhält es sich so, dass ich in meinem Leben zwei längere Beziehungen hatte – also Beziehungen zu Frauen, heutzutage muss man das ja ausdrücklich dazu sagen. Ich war achtzehn Jahre lang mit meiner Ehefrau zusammen und dann noch einmal acht Jahre in einer weiteren Beziehung, wobei ich mir zugute halten muss, dass die zweite Beziehung die deutlich wertvollere war. Denn diese war von mir und meiner Lebensgefährtin deutlich mehr auf Augenhöhe geführt worden als meine Ehe und ich beurteile es durchaus so, dass ich die Fehler in der Beziehung mit meiner Frau in dieser weiteren Beziehung nicht wiederholt habe, ich also durchaus annehmen kann, dass ich in meinem Leben etwas dazugelernt, mich also, so darf ich hoffen, geistig weiterentwickelt habe.

wahre Liebe

Doch die nüchterne Tatsache ist nun mal, dass ich heute alleine lebe und keine Familie habe und es mir mit dieser Situation nicht gut geht.
Und es ist trotz alledem so, dass ich nach wie vor an die Liebe glaube, ja, ich muss sagen, dass ich immer noch davon überzeugt bin, dass es die große, die wahre Liebe wirklich gibt. Denn ich kann immerhin auch über mein Leben sagen, dass ich zumindest eine Ahnung davon erhalten habe beziehungsweise es – wenn auch nur für einige kurze Momente –, tatsächlich hatte erleben dürfen, wie sich die große Liebe anfühlt, das heißt, wie es sich anfühlt, eine Frau wirklich zu lieben und wie es sich anfühlt, von einer Frau wirklich geliebt zu werden. Ja, es ist meine tiefste Überzeugung, dass man sich nicht nur der Liebe gewahr sein kann, die man selbst empfindet, sondern man es auch zu spüren vermag, wenn einem ein anderer Mensch ein solches Gefühl entgegenbringt und gerade Letzteres ist etwas, das einfach unvergleichlich  ist und ich glaube, dass ein Leben, ohne dass man dies einmal hat erleben dürfen, ein ärmeres Leben ist. Und aufgrund meiner eigenen Erfahrungen sowie der Einblicke in das Leben so einiger Menschen in meinem weiteren Bekanntenkreis, ist es wohl doch so, dass es nicht wenige Menschen gibt, die das Gefühl, wirklich zu lieben und wirklich geliebt zu werden, gar nicht kennen.
Und es verhält sich leider so, dass ich heute sagen muss, dass ich in eben diesem Sinne die beiden Frauen meines Lebens nicht wirklich geliebt habe, ich aber auch von diesen Frauen nicht wirklich geliebt wurde. Auf der anderen Seite gab es aber zwei oder drei Begegnungen mit anderen Frauen in meinem Leben, in denen ich die Erfahrung machen durfte, dass ich doch eigentlich in der Lage war, für eine Frau wirkliche Liebe zu empfinden und es gab wenigstens zwei Momente, in denen ich selbst spüren durfte, wie es sich anfühlt, von einer Frau wirklich geliebt zu werden und das ist ein so ein unglaubliches Gefühl, das man wohl nur nachvollziehen nachwirklich kann, wenn man es tatsächlich selbst einmal erfahren hat. Und bei wem dies der Fall ist, der weiß, man schwebt dann wie auf Wolken; es gibt auf einmal keine Zweifel mehr, die Welt ist im Reinen, man weiß einfach, dass man angekommen ist. Und woran ich mich dabei im Besonderen erinnere, ist, dass da einfach eine Selbstverständlichkeit und Bedingungslosigkeit ist, die Liebe ist einfach da und sie ist.
Leider war es so, dass aufgrund der jeweils schwierigen äußeren Umstände aus diesen so wunderbaren Begegnungen keine Beziehung erwachsen konnte und gerade dies scheint etwas zu sein, was gar nicht so selten im Leben geschieht. Eine überaus eindrucksvolle künstlerische Umsetzung dieses seltsamen Phänomens ist der berührende Film ‚Die Brücken am Fluss’ mit Meryl Streep und Clint Eastwood, der so überaus einfühlsam zeigt, dass, wenn sich zwei bestimmte Menschen begegnen, ganz unvermittelt etwas Wunderbares zu entstehen vermag, dass es einfach geschehen kann, dass die große Liebe auf einmal da ist. Doch der Film zeigt eben gerade, dass dies auch einmal ein einzigartiger Moment sein kann, der nur wenige Tage Bestand haben kann vermag und eben die Umstände es verhindern, dass man die glückliche Fügung einer solchen außergewöhnlichen Begegnung in ein gemeinsames Leben hinüberzuretten vermag.
Jedenfalls glaube ich entgegen der unglücklichen Umstände meines eigenen Lebens nach wie vor an die wahre Liebe, das heißt, ich bin der festen Überzeugung, dass es tatsächlich möglich ist, dass sich zwei Menschen begegnen, die für einander die große Liebe ihres Lebens sind, ja die, wie man so schön sagt, füreinander bestimmt sind und die sich denn auch als Paar zusammenfinden und miteinander ein ganzes Leben – doch überwiegend – glücklich verbringen können. Denn es gibt solche Paare ja tatsächlich.
Als prominente Beispiele gelten da wohl Herbert Grönemeyer und Anna Henkel, und auch Helmut Schmidt und seine Frau Loki oder Peter Frankenfeld und Lonny Kellner sollen ja solche Paare gewesen sein – wobei diese Beispiele ja, wenn man denn einmal genauer hinsieht, zeigen, dass auch solche Beziehungen durchaus ihre Krisen und Schattenseiten haben. Das schöne Ideal der großen und eben auch dauerhaften Liebe hat ja Reinhard Mey in seinem Lied ‚Wie vor Jahr und Tag’ an seine Frau Christine in einer so wunderbaren Weise besungen:
Wie vor Jahr und Tag, liebe ich dich doch
Vielleicht weiser nur und bewusster noch
Und noch immerfort ist ein Tag ohne dich
Ein verlor’ner Tag, verlor’ne Zeit für mich
Wie vor Jahr und Tag ist noch immerfort
Das Glück und dein Name dasselbe Wort
Allein, was sich geändert haben mag:
Ich lieb‘ dich noch mehr als vor Jahr und Tag

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