Quantenmechanik

 

Die spektakulärsten Erkenntnisse darüber, dass unserem physikalisch-mathematisch orientierten Verständnis dieser Welt Grenzen gesetzt sind und wie vieles sich gerade aus  diesem naturwissenschaftlichen Verständnis heraus geradezu paradox anlässt, liefert das derzeit wohl anspruchsvollste Teilgebiet der Physik, die Quantenmechanik – das Gebiet, auf dem sich einige der größten wissenschaftlichen Geister der Neuzeit wie Werner Heisenberg, Wolfgang Pauli, Niels Bohr, Albert Einstein und etliche weitere Nobelpreisträger betätigt haben beziehungsweise betätigen – Einstein tat dies allerdings nur mit großem Unbehagen. Die Quantenmechanik ist im Rahmen meiner Betrachtungen deshalb von Interesse, weil es sich bei ihr um ein rein naturwissenschaftliches Fachgebiet handelt, ihre Erkenntnisse jedoch von solch absonderlicher Natur sind, dass sich Albert Einstein  veranlasst sah, zu ihrer Diskussion ein Paradoxon zu formulieren, den bekannten Einstein-Podolsky-Rosen-Effekt, der oft auch Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon genannt wird.
Um denjenigen, die damit bisher noch nicht so eng in Berührung gekommen sind, eine Vorstellung von der Sprengkraft der Erkenntnisse dieses Forschungsgebiets zu geben, möchte ich hier den Versuch unternehmen, einige Thesen der Quantenmechanik aus den offiziellen Texten der Wissenschaftler abgeleitet so eingängig und zugespitzt wie möglich zu formulieren. Wenn ihnen meine Formulierungen zu haarsträubend vorkommen mögen, dann sollten sie sich vielleicht selbst einmal intensiver mit der Materie befassen, es könnte sein, dass sie anfangen, sich zu wundern …
Die Quantenmechanik befasst sich mit den Vorgängen auf der atomaren und subatomaren Ebene und führt in der sogenannten Kopenhagener Deutung, der derzeit anerkanntesten Interpretation, zu solch unglaublichen Aussagen wie – hier noch im Originaltext: „Der Wahrscheinlichkeitscharakter von beobachteten Vorgängen scheint ein fundamentales Konzept der Natur und nicht die Folge von derzeit noch unbekannten Mechanismen zu sein.“ [Fußnote: Quelle: www.wikipedia.de, Lemma ‚Kopenhagener Deutung’, Stand 2008]
Diese Feststellung bedeutet letztlich, dass die unbedingte Gültigkeit der zentralen Vorstellung, welche die klassische Physik von Kausalität entwickelt hat, also das Prinzip von Ursache und Wirkung, in Frage zu stellen ist, da sie für einen bestimmten Bereich der Natur – eben den subatomaren Bereich – nachweislich nicht gilt. Oder die Interpretation: „Die Kopenhagener Deutung in ihrer ursprünglichen Version von Niels Bohr verneint nun die Existenz jeglicher Beziehung zwischen den Objekten des quantentheoretischen Formalismus einerseits und der realen Welt andererseits.“ [Fußnote: Quelle: www.wikipedia.de, Lemma ‚Kopenhagener Deutung’, Stand 2008] – wohlgemerkt, das sind offizielle Formulierungen aus der Fachliteratur. Vereinfacht und zugespitzt formuliert bedeutet dies, dass das für die klassische Naturwissenschaft so bedeutende Prinzip von Ursache und Wirkung nicht durchgängig gültig ist, zumindest hat sie im subatomaren Bereich, also innerhalb der Bausteine, aus denen die Welt nach Auffassung der heutigen Wissenschaft besteht, keine Gültigkeit.  Und so kann ich – ich weiß, dass ich mich damit ziemlich spitzfindig ausdrücke – einige hochinteressante, ja provokante Formulierungen zusammenstellen: „Es gibt in unserem Universum gar keine echte Kausalität sondern nur Wahrscheinlichkeiten.“ oder: „das maßgebliche Prinzip des Universums ist der Zufall – und der ist ein Prinzip, das mit irgendeiner Ethik oder Menschlichkeit nun gar nichts zu tun hat. Das wiederum bedeutet, dass Ethik oder Menschlichkeit keine originären Prinzipien dieses Universums sind.“ oder: „Man kann nicht davon ausgehen, dass in unserem Universum unbedingt das eintreten muss, was man erwartet, auch oder gerade wenn sich diese Erwartung aus einer wissenschaftlichen Sichtweise dieses Universums herleitet.“ oder: „Es gibt in unserem Universum keine Garantien. Sie können in Ihrem Leben tun und lassen, was sie wollen; was Ihnen dieses letztlich erbringen wird, hat mit Ihren Bemühungen nur sehr bedingt zu tun, denn was sich letztlich aus Ihrem eigenen Tun für Ihr Leben ergibt, vollzieht sich nicht nach Ursache und Wirkung, sondern ‚nur’ nach Wahrscheinlichkeiten, ist also letztlich rein zufällig. Und es ist nun einmal so, dass dieser Zufall weder Gerechtigkeit noch verdienten Lohn für mühevolle Arbeit kennt – von Mitgefühl oder  Nachsicht ganz zu schweigen –, denn er ist eben kein ethisches Prinzip.“ Wohlgemerkt: ich kann mich mit all diesen Feststellungen inhaltlich auf Aussagen der Kopenhagener Deutung stützen, also einer Interpretation der Quantenmechanik, die von Nobelpreisträgern der Naturwissenschaft formuliert wurde. Oder wie wäre es mit der Variante: „Es gibt keine Beziehung zwischen dem, was man innerhalb der Atome beobachtet – also dem, woraus die Welt besteht – und der Wirklichkeit.“  Das alles sind Variationen von Feststellungen, die sich aus den Aussagen der Kopenhagener Deutung ableiten lassen – ich räume ein, dass ich meine Formulierungen dabei provokant zugespitzt habe, um deren Brisanz in der philosophischen Dimension deutlich zu machen, die meines Verständnisses nach in ihr liegt, doch sie sind in eben diesem philosophischen Sinne konform mit den Aussagen der Quantenmechanik.
Auf die Brisanz der Erkenntnisse dieses spektakulären Forschungsgebietes haben renommierte Physiker schon des Öfteren hingewiesen und dazu Formulierungen gefunden wie: „I think it is safe to say that no one understands quantum mechanics. – Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand Quantenmechanik versteht.“ (Richard Feynman, Nobelpreisträger Physik 1965, bedeutender Quantenphysiker) oder: „Diejenigen, die nicht schockiert sind, wenn sie zum ersten mal mit Quantenmechanik zu tun haben, haben sie nicht verstanden.“ (Niels Bohr, Nobelpreisträger Physik 1922) Und schließlich wird im Rahmen der Quantenmechanik auch noch – wie eingangs erwähnt – das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon [Fußnote: Einstein, Podolsky und Rosen hatten 1935 in einem Artikel eine Reihe von Betrachtungen angestellt, mit denen sie versuchten, zu belegen dass die Quantenmechanik unvollständig ist] diskutiert, das von Albert Einstein mitdefiniert wurde. Ich erwähne das, weil man damit sagen kann, dass sogar die vermeintlich so exakte naturwissenschaftliche Physik mittlerweile Effekte diskutiert, die sie selbst als Paradoxon klassifiziert. Ich denke schon, dass die spektakulären und faszinierenden Erkenntnisse der Quantenmechanik Anlass genug sein sollten, dem Phänomen des Paradoxen etwas mehr Beachtung zu schenken.
Die Quantenmechanik macht  auf besonders spektakuläre Weise deutlich, dass die Naturwissenschaften mit ihrem klassischen, von Verstand und Intellekt entwickelten Erklärungsmodell der Wirklichkeit derzeit an gewisse Grenzen stoßen. Gerade das sollte uns anregen, für neue Sichtweisen und Erklärungsansätze offen zu sein – nicht um das Verstandesbewusstsein, das für das praktische alltägliche Leben noch immer unverzichtbar ist, zu ersetzen sondern um das menschliche Bewusstsein um wertvolle, zusätzliche Sichtweisen zu bereichern.

Jedenfalls brachten mich die Grundaussagen der Quantenmechanik, die ich hier kurz umrissen habe, auf einen Gedanken, der, nachdem er  einmal in mir aufgekommen war, mich unglaublich zu faszinieren begann und der eine interessante Parallele zur Fragestellung dieses Kapitels darstellt.
Ausgangspunkt für diesen Gedanken war eines der klassischen Prinzipien der Quantenmechanik, der ‚Welle-Teilchen-Dualismus’. Die klassische Physik unterschied lange Zeit streng die beiden Manifestationen Welle und Teilchen, das hieß, dass eine Welle grundsätzlich als etwas anderes verstanden wurde als ein Teilchen. Seit dem siebzehnten Jahrhundert bis in die Neuzeit hinein diskutierten die großen Physiker, ob beispielsweise das Licht eine Wellenstrahlung oder eine Teilchenstrahlung sei – die eine Auffassung schloss die andere aus. Der Anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts formulierte ‚Welle-Teilchen-Dualismus’ besagt aber nun, dass Objekte aus der Quantenwelt sich in manchen Fällen als Wellen, in anderen als Teilchen beschreiben lassen, also dass „jede Strahlung sowohl Wellen- als auch Teilchencharakter hat, aber je nach dem durchgeführten Experiment nur der eine oder der andere in Erscheinung tritt.“ [Fußnote: Quelle: www.wikipedia.de, Lemma ‚Welle-Teilchen-Dualismus’, Stand Juni 2010]
Irgendwann fiel mir die frappante Analogie dieses quantenmechanischen Prinzips zur Fragestellung dieses Kapitels auf und ich konnte es kaum glauben, dass mir diese Parallele nicht schon früher aufgefallen war. Die Frage, ob Janith ein Anima-Erlebnis oder tatsächlich ein Engel ist, findet in einem solch hochaktuellen Feld der Naturwissenschaften eine interessante Parallele! Vielleicht verhält es sich mit dieser Frage ja genau so wie mit den Phänomenen der Quantenmechanik: dass eine bestimmte spirituelle Intelligenz sowohl Engels- als auch Anima-Charakter hat, aber je nach der eingenommenen Betrachtungsweise nur der eine oder der andere in Erscheinung tritt. Demnach wäre Janith möglicherweise so etwas wie ein Engel-Anima-Dualismus, also sowohl ein Engel als auch eine Anima-Erscheinung, eben abhängig davon, welchen Gesichtspunkt ich gerade betrachte.

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