Gelassenheit

Gelassenheit und Zuversicht angesichts der Unbilden des Lebens aus einem tiefen Urvertrauen heraus

Ein Meister des Lebens zeichnet sich durch eine weise Gelassenheit im Sinne einer inneren Ruhe und Standfestigkeit aus, die sich aus einer tiefen inneren Sicherheit in Bezug auf sein Geschick trägt. Eine solche tiefe innere Gelassenheit vermag sich nur auf ein unbedingtes Vertrauen in dieses eigene Geschick oder eigentlich auf das Vertrauen in irgendeine kosmische Intelligenz – also im Verständnis der meisten Menschen: dem Vertrauen auf Gott – zu gründen und zwar ohne den Anspruch, alles unbedingt verstehen zu müssen. Daraus eröffnet sich im alltäglichen Leben eine ungewöhnliche Furchtlosigkeit und ein ganz grundsätzlicher Optimismus in Bezug auf das eigene Geschick und es bedeutet auch eine Befreiung von den heutzutage so verbreiteten Zivilisationsängsten um alles Gegenständliche wie etwa der Sorgen um Rente, Versicherungen, Geldanlagen, Übervorteilung, Betrügereien, Verbrechen, Unfällen oder Ängsten vor dem Verlust von Macht, Beziehungen, Job und dergleichen Alltagssorgen.
Und dies ist eben eines jener Dinge, die man zwar beschreiben kann, die aber normale Menschen niemals wirklich wird verstehen können. Er hört dies und staunt, glaubt es aber nicht wirklich, weil er eben das nicht vermag, er bleibt einfach in seinen Sorgen befangen und vermag es eben nicht, sich aus ihnen zu befreien.
Ein Meister ist genauso von alledem belastet und erschrickt genauso, wenn ihm diese Sorgen überkommen, aber sie verfliegen bei ihm
im Handumdrehen,
wesentlich einfacher,
weil er eben diese innere Gewissheit hat, dass er all dies meistern wird .
Ein Meister weiß, dass ihn all das ereilen kann, aber er fürchtet sich nicht davor.
Und nicht zuletzt: der wirkliche Wert einer solchen Haltung zeigt sich erst, wenn einmal schlechte Zeiten hereinbrechen und tatsächlich das materielle Wohlergehen bedroht ist, denn gerade darin unterscheidet sich ein wahrer Meister grundsätzlich von all den ‚Schönwetter-Erleuchteten’, die sich in all ihrer Eitelkeit selbst für einen ‚Meister des Lebens’ halten – aber eben nur so lange ihr bürgerliches Leben nicht in Mitleidenschaft gezogen ist. Ich kenne so einige Fälle, in denen aus einem aufgestiegenen ‚Auserwählten’ nach einem Schicksalsschlag nur ein schluchzendes Häuflein Elend übrig blieb, das von allem Glauben abgefallen war.
Es ist allerdings ein ausgesprochen mühseliger Weg und harte Arbeit, sein Bewusstsein wirklich zu einer solchen Lebenshaltung, zu einer solchen Gelassenheit zu bringen. Eine solche Haltung erlangt man nur über den steten Kampf mit den ewig wiederkehrenden Höhenflügen und Widrigkeiten des Lebens, über ein immerwährendes Hämmern und Wiedereinschmelzen in der großen Schmiede des Lebens, wie es ja in einem so schönen Bild in der spekulativen Alchemie beschrieben wird.
Und zur wahren Meisterschaft gehört weiterhin die so wichtige Erkenntnis:

Es gibt keine Garantien!

Und schon gar nicht auf die Erfüllung der kindlichen Wünsche des Ego. Und es gibt auch keine Heilsversprechen – gemeint sind hier all die Versprechungen irgendwelcher Wunderheiler, Medien, Gurus, Priester oder Schamanen, die den Menschen weismachen wollen, es existiere ein verlässlicher Mechanismus, der es vermöchte, aufgrund der folgsamen Einhaltung einer religiösen Lehre und das beflissene Ausführen der rituellen Übungen, die diese Lehren vorschreiben, das Heil auf Erden über sie kommen zu lassen und ihnen immerwährende Gesundheit, Wohlstand, Beliebtheit, Ruhm, die große Liebe und dergleichen kindliche Wunschvorstellungen beschert. Die einzige Garantie, die es gibt, ist die, dass man zum angemessenen Zeitpunkt und unter den angemessenen Umständen sterben wird. Ein Meister des Lebens hat von all diesen Zusammenhängen ein Bewusstsein und ist dennoch von Gelassenheit und Zuversicht erfüllt.

Und ein Meister des Lebens unterscheidet sich in seiner Zuversicht gerade von jenen Menschen, die in ihrem Leben allzu lange einfach nur Glück hatten, die schon in privilegierte Verhältnisse hineingeboren wurden und denen der Zufall bislang stets Erfolg auf Erfolg beschieden hat und deren Ego sich darüber für unbesiegbar hält und von seiner Unsterblichkeit überzeugt ist. Solchen Menschen merkt man die Überheblichkeit und ihre Hybris auf eine höchst unangenehme Weise an.
Sie haben in Ihrem Leben tatsächlich einiges geleistet, aber sie hatten eben auch viel Glück; doch das Ego hat nun einmal die Eigenart, sich alle Erfolge selbst zuzuschreiben und hält sich daher für allen anderen überlegen. Die aufgesetzte Zuversicht solcher Persönlichkeiten wälzt einfach alles platt. Die Gelassenheit und Zuversicht eines Meisters vermittelt sich dagegen als ein gefestigtes Bollwerk in den tosenden Wogen des Lebens.

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