Ich bin in meinem Leben jedenfalls schon immer sehr vielen Menschen begegnet, ich habe einen sehr großen weiteren Bekanntenkreis, bewege mich in vielen verschiedenen Zirkeln und Kreisen und komme daher viel unter Leute. Und natürlich finden sich darunter eben auch Frauen, so dass ich ganz sicherlich schon ‚der einen’ begegnet sein müsste, wenn es mir denn so bestimmt gewesen wäre. Wobei ich an dieser Stelle bekennen muss, dass auch ich mich schon in Kontaktbörsen bewegt habe, einmal noch vor der Verbreitung des Internet in den Kontaktanzeigen angesehener Tageszeitungen und dann noch einmal – wohl auch eher aus Neugierde – auf den heute gängigen Internetplattformen und mein Fazit lautet eindeutig, dass ich in meinem ‚ganz normalen Leben’ wesentlich mehr und deutlich interessanteren Frauen begegnet bin als in den – tatsächlich ganz wenigen – Treffen, die über diese Kontaktbörsen zustandegekommen waren. Ich glaube, dass sich das Schicksal beziehungsweise irgendeine kosmische Intelligenz nicht durch irgendwelche Winkelzüge beeinflussen lässt, die dem unsäglichen Wahn, einfach alles sei machbar, entspringen. Ich bin mir sicher, dass so etwas wie das Schicksal beziehungsweise eine kosmische Macht, wenn sie unsere Aktivitäten in Kontaktbörsen so verfolgt, nur mitleidig lächelt und dabei bedauernd den Kopf schüttelt: Sie verstehen einfach nicht.

Ursachensuche

Immerhin bin ich ein Mensch, der, wenn irgendetwas in seinem Leben schief gelaufen ist, zunächst einmal bei sich selbst die Schuld sucht und der sich selbstkritisch mit seinen eigenen Entscheidungen und Handlungen auseinandersetzt. Und so habe ich mich natürlich gefragt, wie es dazu hatte kommen können, dass meine Ehe nach diesen 14 Jahren gescheitert war. Und natürlich gibt es eine ganze Reihe an Ursachen für das Scheitern der Beziehung mit meiner Frau, die in meiner Persönlichkeit beziehungsweise in meinen Lebensumständen begründet liegen. Und auch wenn das Fazit meiner Analyse letztlich lautet, dass der wichtigste Aspekt dabei ganz sicherlich die Tatsache war, dass sie einfach nicht ‚die Richtige’war – also eben nicht die dieser eine, besondere Mensch, mit dem es mir möglich gewesen wäre, eine solche außergewöhnliche, bereichernde und eben lebenslange Beziehung zu führen –, ist das nicht der springende Punkt, sondern nur eine Verschiebung der eigentlichen Gründe für dieses Scheitern um eine weitere Raste, denn ich muss mich natürlich fragen, was denn von meiner Seite aus dazu geführt hat, dass ich mich für ‚die falsche Frau’ entschieden habe. Und natürlich liegen einige dieser Ursachen in meiner Kindheit begründet, denn es ist mir aus meinem heutigen Kenntnisstand um so vieles klarer bewusst, welchen Einfluss die ersten Jahre der Kindheit auf die Entwicklung unserer Persönlichkeit haben. Das heißt, ich muss auf der Suche nach Antworten auf diese Frage tatsächlich zunächst einmal in meine Kindheit zurückgehen.

Und zu dieser ist festzustellen, dass ich in einem Elternhaus aufgewachsen bin, das man als ein gutbürgerliches bezeichnen kann. Mein Vater war Architekt, meine Mutter hatte die Rolle der Hausfrau angenommen und zog mich und meinen Bruder auf; meine Eltern lebten damit also die klassischen Rollenbilder der Fünfzigerjahre. Für meine späteren Schwierigkeiten, mit Frauen natürliche, unverkrampfte Bande zu knüpfen, war sicherlich zum einen die Tatsache ausschlaggebend, dass meine Eltern, die beide der Kriegsgeneration angehörten, sehr prüde und entsprechend verklemmt waren – wie es in Familien der Fünfzigerjahre allerdings auch eher die Normalität war. Zum anderen war das Verhalten meiner Eltern nicht gerade dazu angetan, dass ich als Kind ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln konnte. Mein Vater hatte – aus welchen Gründen auch immer – die Eigenart mich dauernd abzuwerten: du kannst ja nichts … aus dir wird ja nie etwas werden … und meine Mutter hatte – wohl wiederum aufgrund der Verhältnisse ihres eigenen Elternhauses – keinerlei Selbstwertgefühl entwickelt, was sie wiederum – sicherlich unbewusst – an uns Kinder weitergab: wir sind ja nichts … ich bin hier ja nur die Putzfrau … ihr bringt mich noch ins Grab … wir haben nichts … wir sind nur untere Mittelschicht – was sie eindeutig als Makel ansah. Zudem beging sie den ebenso unsäglichen wie unverzeihlichen Fehler, uns Kinder in die Krisen der Beziehung mit unserem Vater einzubeziehen und uns gegen ihn zu instrumentalisieren, indem sie ihn vor uns Kindern herabwürdigte. So machte ich schon früh die doch zumindest unbewusste Erfahrung, welche Macht eine Frau auf dieser psychologischen Ebene hat. Meine Mutter demonstrierte uns, wie man einen Mann geradezu vernichten kann, indem sie ihm fast alle positiven Wesenszüge und Fähigkeiten absprach, er leistete nach ihrer Darstellung nichts in seinem Beruf, er war gefühlskalt, sie hätte ihn nie wirklich geliebt und zu alledem war sie auch noch so einfältig oder sollte ich sagen: blöde, uns Kindern zu erzählen, er sei ein schlechter Liebhaber.
In jedem Fall hatten mein Bruder und ich in unseren Eltern kein valides Vorbild einer guten Beziehung zwischen Mann und Frau. Zudem konnten wir, nachdem meine Mutter das männliche Prinzip praktisch vernichtet hatte, keinen natürlichen Bezug zu unserer Identität als Jungen beziehungsweise Männer entwickeln. Ich erinnere mich, dass es mich in der Pubertät enorme Anstrengungen gekostet hatte, ein halbwegs vernünftiges Selbstverständnis von mir als angehendem Mann zu entwickeln, ich hatte ein äußerst verqueres Verständnis davon, was überhaupt ‚Männlichkeit’ sein sollte und ich muss heute annehmen, dass Frauen diese Schwierigkeiten natürlich intuitiv wahrnahmen. In jedem Fall konnte ich so nur schwer ein natürliches Verständnis der so wichtigen Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit überhaupt entwickeln oder gar davon, was eine partnerschaftlich geführte Beziehung zwischen Mann und Frau sein sollte.

Ich erinnere ich mich, mit acht Jahren dann immerhin festgestellt zu haben, dass da etwas nicht stimmen konnte, dass ich selbst doch eigentlich gar nicht so minderwertig war, wie meine Eltern mich immer glauben machen wollten und ich begann damals ganz bewusst ein völlig eigenständiges Selbstwertgefühl, eben ganz aus mir selbst heraus zu entwickeln. Da ich dieses Selbstwertgefühl aber als eine Art Gegenmodell zu dem konzipierten musste, was meine Eltern mir vermittelt hatten, nahm dieses in die eine Richtung das gleiche Ausmaß an, wie meine Eltern es in der anderen Richtung begrenzt hatten. Und so überaus minderwertig, wie meine Eltern mir den Wert meiner Persönlichkeit aufgezeigt hatten, so großartig musste ich wiederum mein eigenes Bild von mir selbst konstruieren, um eben einen adäquaten Ausgleich herzustellen und so überzogen die Abwertung meiner Person durch meine Eltern war, so überzogen war das Bild, das ich als Gegenentwurf von mir selbst zeichnen musste. So war ich denn mit achtzehn Jahren in einem hohen Maße anspruchsvoll und selbstgerecht, ja ich wirkte auf manche Menschen durchaus arrogant, meine Lebenseinstellung lautete: das Beste ist für mich gerade gut genug. Und das galt natürlich auch für Frauen. Ein Mädchen, das für mich als Freundin in Betracht kam, musste die schönste, bezauberndste, faszinierendste, liebste und die klügste sein und natürlich aus bestem Hause stammen.
Wie dem auch sei – ich bin jetzt an eben jenem Punkt, den ich eingangs umrissen habe, nämlich der betrüblichen Erkenntnis, dass es in meinem Leben mit den Frauen nicht wirklich gut gelaufen ist, denn natürlich fand sich kein solches Mädchen in meinem Leben Seite ein. Und ich sehe durchaus das Maß an Verantwortung, das ich selbst dafür trage, dass es so gekommen ist. Sicherlich ist ein Anspruchsdenken, wie ich es lange Zeit an den Tag gelegt habe, eine ziemlich unglückliche Einstellung und ich habe über eine zu lange Zeit nicht wahrhaben wollen, welche Schäden ich aus der Konstellation in meinem Elternhaus davongetragen hatte, so dass ich mich sicherlich mehr darum hätte bemühen können, diese Schäden zu reparieren beziehungsweise zu heilen. Ich habe aus heutiger Sicht sicherlich auch in meinen Entscheidungen, mich mit besagten beiden Frauen auf eine Beziehung einzulassen, in jedem Fall einige gravierende Fehler begangen. Doch die Frage ist bei einer solchen kritischen Nachbetrachtung grundsätzlich auch, ob man denn zu dem Zeitpunkt, da man seine Fehler begangen hat, diese denn tatsächlich ganz praktisch hätte vermeiden können, da man ja zum späteren Zeitpunkt einer Nachbetrachtung in der Regel um Dinge und Zusammenhänge weiß, die man damals eben nicht hatte wissen können. Und so komme ich heute zu der Beurteilung, dass ich diese Fehler zu dem Zeitpunkt, da ich sie beging, nicht hätte vermeiden können, da ich zum Zeitpunkt meiner damaligen Entscheidungen und Handlungen deren Auswirkungen nicht hatte abschätzen können, dazu fehlt es einem jungen Menschen grundsätzlich an Erfahrung, Wissen und Einsicht. Wobei ich denke, dass dies doch eigentlich nur der normale Gang des Lebens an sich ist und dass es am Ende vor allem darauf ankommt, dass man sich in diesem Leben über seine Erfahrungen und Fehler weiterentwickelt und das ermisst sich etwa daran, dass man seine gravierendsten und dümmsten Fehler eben nicht endlos wiederholt. Dazu muss man sich aber zunächst einmal seine Fehler eingestehen, denn nur dann vermag man aus diesen auch zu lernen. Immerhin bin ich mir dessen nicht nur bewusst, sondern versuche, dies auch praktisch in meinem Leben umzusetzen und so übe ich mich konsequent in Selbsterkenntnis. Daher glaube ich schon, dass ich meine gravierendsten Fehler nicht allzu häufig wiederhole und habe durchaus die Hoffnung, dass ich mich darüber in einem positiven Sinne weiterentwickle, dass ich also aus meinen Fehlern lerne.

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