Und da erschien ihm ein Engel ...

Raucher!

Eine ähnlich geartete Begebenheit in meinem Bekanntenkreis ereignete sich vor gar nicht langer Zeit. Ein befreundetes Paar hatte zu einem gemütlichen Abend geladen. Im Laufe dieses Abends hatte eine starke Raucherin ihre Zigarette zum wiederholten Male im Freien geraucht und kehrte mit der größten Selbstverständlichkeit an den munteren Tisch zurück. Ihr Platz war unmittelbar neben dem Gastgeber, der sie nicht hatte herannahen sehen und dem man deutlich anmerken konnte, dass ihm der Schwall kalten Rauches ebenso unerwartet wie unangenehm in die Nase fuhr und der sich bei dieser Gelegenheit erlaubte, sein Herz auf die Zunge zu legen und seinem Unmut Ausdruck verlieh: „Also wirklich, du stinkst ja furchtbar nach Zigarettenrauch.“ Die Raucherin fiel daraufhin aus allen Wolken und war völlig entsetzt. Sie fühle sich durch das Wort ‚stinken’ zutiefst verletzt, das sei ja so abwertend und herabwürdigend, nein, also dass man zu ihr sagen würde, sie stinke
Nachdem sich die Peinlichkeit der Situation etwas gelegt hatte, fühlte sich die Gastgeberin bemüßigt, ihren Mann für seine Äußerung zu rügen, dass man so etwas doch tatsächlich nicht sagen dürfe. Der Mann versuchte, seine Meinung zu vertreten, gab aber recht schnell nach, ja ich glaube sogar, mich zu erinnern, dass sich die Gastgeberin für die Äußerung ihres Mannes bei der Raucherin entschuldigte.
Es ist sicherlich rüde, einem anderen Menschen so geradeheraus zu sagen, er stinke, aber ich selbst bin Nichtraucher und habe einen recht guten Geschmacks- und Geruchssinn und es ist tatsächlich so, dass wenn ein Raucher sich eine Zigarette durchgezogen hat und sich unmittelbar danach neben einem setzt, ihm ein wirklich abscheulicher, widerlicher Gestank anhaftet. Wenn man über eine natürliche Sinneswahrnehmung verfügt, so kann man es nur als einfach ekelhaft empfinden und wenn so jemand sagt, dass ein Raucher stinkt, dann ist das einfach nur die Wahrheit, es ist eben das, was man dann tatsächlich empfindet und denkt. Im Grunde ist es eine Rücksichtslosigkeit von Rauchern, anderen Menschen den abscheulichen Gestank ihrer Zigaretten zuzumuten und man kann in jedem Fall sagen, dass es einem Raucher mittels seiner Sinne möglich wäre, dies zu wahrzuhaben, zumal es ja tatsächlich auch einige Raucher gibt, die sich der Auswirkungen ihrer Sucht auf andere bewusst sind – dies ist also durchaus möglich. Doch es verhält sich eben so, dass die meisten Raucher die Wahrheit gar nicht wahrhaben wollen, ja oft gar wähnen, sie seien auch mit ihrem unsäglichen Laster durchweg angenehm, beliebt und sympathisch, dabei müssen andere im Grunde kotzen – wenn auch aus Höflichkeit meist auch nur innerlich –, wenn sie ihnen nahe kommen und es sich grundsätzlich so verhält, dass es eine enorme Belastung für eine Beziehung oder Bekanntschaft ist, wenn jemand raucht und es einen Nichtraucher grundsätzlich Überwindung kostet, sich in der Gegenwart eines abscheulich stinkenden Rauchers aufzuhalten.
Für mich ist dieses Erlebnis jedenfalls ein klassisches Beispiel für einen eklatanten Mangel an Selbsterkenntnis und zudem für die Unart, das soziale Umfeld dafür abzustrafen, dass es einfach offen die Wahrheit sagt. So möchte ich zumindest diese Gelegenheit einer relativen Anonymität nutzen, um hier offen zu bekunden – denn in meinem Bekanntenkreis kann ich es eben aufgrund der hier dargelegten Gründe nicht wagen, dies so offen auszusprechen: Raucher sind als solche einfach ekelhaft und sie stinken tatsächlich widerlich nach ihren verkokelten Tabakkräutern – und das ist eben das, was ich wirklich denke. Denn leider erlebe ich im wahren Leben – und eben auch in meinem Bekanntenkreis – durchweg, dass Raucher selbst auf die vorsichtige Andeutung hin, dass der Geruch ihrer Zigaretten tatsächlich wahrzunehmen und auch nicht angenehm sei, zumindest pikiert und nicht selten gar entrüstet reagieren und einem meist vorwurfsvoll entgegengehalten wird, dass es aber doch gewiss nicht so schlimm sei, wie man da täte, womit ja unausgesprochen in den Raum gestellt wird: man solle sich gefälligst nicht so anstellen. Und es handelt sich dabei um gerade das Verhalten, das ich hier beschrieben habe, nämlich dass gewisse Menschen ihre Mitmenschen geradezu dazu nötigen, sie anzulügen. Ein solches Verhalten finde ich persönlich einfach nur erbärmlich und es ist sicherlich ein recht drastisches Beispiel für ein solches Verhalten.
Aber ich merke gerade, dass ich mich hier aus meinem Ärger heraus hier zu einem wahren Raucher-Bashing habe verleiten lassen, so dass ich jetzt besser damit aufhöre.

Abgehobene Manager

An eine weitere Begebenheit, bei der ich mich mit dem Thema Lügen auseinandersetzen musste, erinnere ich mich aus der Zeit des Beginns meiner beruflichen Laufbahn, als ich in einem Unternehmen arbeitete, das zu einem größeren Konzern, einem dieser ganz großen Player des Business, gehörte und der, als ich begann, dort zu arbeiten, von Kaufleuten und Ingenieuren alten Schlages geleitet wurde, welche noch ein klassisches, verantwortungsvolles Unternehmertum pflegten. Irgendwann übernahm dann aber eine neue Riege von Managern die Führung dieses Konzerns und diese waren ganz offensichtlich von jener unsäglichen Philosophie der Gier befallen, die ja vor allem von amerikanischen Finanzinvestoren vorgelebt wird und deren Gurus weltweit begeistert gefeiert werden. Jedenfalls kam von dieser neuen Konzernführung die Vorgabe, unser Unternehmen dürfe nur noch Investitionen tätigen, wenn diese sich binnen fünf Jahren amortisierten und nach dieser Zeit eine zweistellige Rendite erbrächten. Das Problem war nur, dass das Marktsegment, in dem unser Unternehmen tätig war, keine solche Investitionen ermöglichte, unser Markt gab selbst bei geschickter Unternehmensführung nicht mehr als etwa 5 bis 8 Prozent Rendite her, nebenbei gesagt eine Rendite, von der andere Branchen zu jener Zeit nur hatten träumen können.
Jedenfalls reichten wir bei der Konzernleitung einige Projekte zur Genehmigung ein, deren Rentabilität wir nach bestem Wissen und Gewissen berechnet hatten und die nach etwa 6 bis 7 Jahren eine Rendite von 5 bis 6 Prozent versprachen – wir hatten dabei aus unserem kaufmännischen Verständnis heraus natürlich auch vorsichtig gerechnet. Die Vorstände unseres Unternehmens sahen diese jedenfalls als überaus sinnvolle strategische Investitionen an. Sämtliche Projekte wurden von der Konzernführung rundweg abgelehnt, weil sie nicht den Renditevorgaben genügten. Ich unterstützte unsere Vorstände darin, die Konzernleitung mit sachlich fundierten Argumenten davon zu überzeugen, dass unsere geplanten Investitionen tatsächlich sinnvoll seien und wir damit das Optimum an Amortisation und Rendite erzielen konnten. Doch es verhielt sich so, dass die Konzernführung unsere Sachargumente nicht akzeptierte und wir mussten feststellen, dass dies daran lag, dass sie diese einfach nicht verstand – diese Leute hatten von unserem Geschäftsfeld keine Ahnung! Wir bekamen nur jene unsäglichen Sprüche zu hören, wie: wir wollen aber eine zweistellige Rendite … Sie müssen eine zweistellige Rendite erzielen, wir haben das so entschieden … dann seien sie halt kreativ und tun sie einfach die richtigen Projekte auf … lassen sie sich was einfallen …
Damals war mir das noch nicht in dieser Deutlichkeit bewusst, doch im Grunde war die Argumentationsweise der Konzernführung ja auf einem Niveau, das eigentlich nur bei Kindern in der Trotzphase als normal anzusehen ist., man hörte sie förmlich zwischen den Zeilen trotzig mit dem Fuß auf den Boden stampfen. Doch unsere Vorstände kannten ihr Geschäft nur zu gut – unser Unternehmen war nicht ohne Grund auf unserem Geschäftsfeld der Marktführer – und gerade die Vorstände, mit denen ich in diesem Unternehmen zusammenarbeitete, waren ausgezeichnete Manager, sie verstanden etwas von ihrem Metier und wussten, dass sich die Vorstellungen der Konzernleitung beim besten Willen nicht umsetzen ließen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir zusammensaßen und versuchten, uns diese absurde Haltung der Konzernleitung zu erklären und kamen schließlich überein, dass diese sich schon weitgehend von der Realität losgelöst haben musste, diese Leute hatten einfach keine Ahnung vom Wesen unseres Geschäfts. Sie waren nur besessen von irgendwelchen größenwahnsinnigen Vorstellungen irgendeines irrsinnigen Profits, doch mit der wirtschaftlichen Realität wollten sie sich nicht auseinandersetzen.
Als wir uns mit einer derart abwegigen Auffassung so hautnah konfrontiert sahen, kamen wir recht schnell überein, dass es das einzig sinnvolle sei, die Zahlen der zur Genehmigung eingereichten Investitionen so anzupassen, dass die Vorgaben der Konzernführung erfüllt waren, obwohl sie eben nicht der Realität entsprachen und siehe da, alle Investitionen wurden ohne größere Nachfragen genehmigt – es ging ihnen ganz offensichtlich nur darum, dass die Zahlen auf ihren Bildschirmen stimmten.

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